Vom Kloster zum Finanzamt

Kürzlich informierte sich Finanzminister Prof. Dr. Georg Unland im Beisein der sächsischen Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik über die archäologischen Grabungen auf dem Baugelände für das Finanzamt Annaberg-Buchholz, dem ehemaligen Franziskanerkloster Annaberg. Begleitet wurde er bei diesem Termin unter anderem vom heimischen Wahlkreisabgeordneten des Sächsischen Landtages, Ronny Wähner.

Fachleute des Landesamtes für Archäologie Sachsen präsentierten auf dem Grabungsgelände die erstaunlich gut erhaltenen Funde des ersten Grabungsabschnittes. Dabei handelt es sich unter anderem um zahlreiche und gut erhaltene Mauerzüge der westlichen und nördlichen Klausurgebäude sowie vom Klosterkreuzgang. Zudem wurden hunderte Objekte aus technischer Keramik, welche aus der Nutzungsphase als Münze stammen, ergraben.

„Die Funde zeigen, dass wir hier wortwörtlich auf sächsischer Landesgeschichte aufbauen,“ erklärte Finanzminister Unland nach der Besichtigung der Grabungsstelle. „Diese Geschichte spiegelt sich auch in historisch gewachsenen Stadtstrukturen wider. Daraus erwächst die Verantwortung, neues, wie die Erfordernisse eines modernen Großfinanzamtes, mit dem Erhalt dieser historischen städtischen Strukturen harmonisch in Einklang zu bringen. Wir leisten damit gleichzeitig einen Beitrag zur Belebung der Stadtzentren,“ so Unland weiter.

„Das Franziskanerkloster in Annaberg spielt für die Stadtgeschichte eine wichtige Rolle. Im Vorfeld des Bauvorhabens des Sächsischen Finanzministeriums haben wir die Möglichkeit, diese Anlage vor ihrer Überbauung intensiv zu erforschen. Die Untersuchung ist die bisher größte jemals in Annaberg durchgeführte Flächengrabung. Bereits jetzt zeichnet sich ab, dass sich die Baubefunde und Funde sehr gut erhalten haben und detaillierte Aussagen zur Nutzungsgeschichte erlauben werden,“ erläuterte die sächs. Landesarchäologin Dr. Regina Smolnik. „Wir freuen uns, den Bürgerinnen und Bürgern von Annaberg-Buchholz zum Tag des offenen Denkmals am 11. September die Ausgrabungen und Funde vorstellen zu können,“ kündigte Frau Dr. Smolnik an.

Auf dem Areal des ehemaligen Franziskanerklosters entsteht unter der Bauleitung des Staatsbetriebes Sächsisches Immobilien- und Baumanagement, Niederlassung Chemnitz, das neue Großfinanzamt Annaberg-Buchholz. Dabei wird auf historischem Grund die vorhandene Bausubstanz (Alte Post, Amtsgericht) durch einen Erweiterungsneubau ergänzt. Der Erweiterungsbau wird sich in die vorhandene Stadtstruktur einfügen und die zu erhaltende denkmalgeschützte Bausubstanz des Finanzamtes zu einem neuen Gebäudeensemble vervollständigen. Die gesamte Baumaßnahme soll bis zum Jahr 2021 abgeschlossen werden. Die Baumaßnahme ist erforderlich, da im Zuge der Umsetzung des Standortkonzeptes der Staatsregierung die Finanzämter Schwarzenberg, Stollberg, Zschopau und Annaberg am Standort Annaberg-Buchholz zentralisiert werden.

Im Vorfeld der Bauarbeiten finden seit April 2016 im Areal des ehemaligen Franziskanerklosters auf ca. 3200 m² archäologische Untersuchungen statt. Die Untersuchungen sind dabei in zwei zeitlich gestaffelte Grabungsabschnitte gegliedert.

Hintergrund:
Im Jahre 1502 wurde durch Herzog Georg den Bärtigen in Annaberg ein Franziskanerkloster gegründet, jedoch in Folge der Reformation bereits 1540 wieder aufgelöst. Nach der Auflösung des Klosters zogen das Berggericht, die Silberkammer und für kurze Zeit auch die Annaberger Münze in die leerstehenden Klostergebäude. Der große Stadtbrand von 1604 richtete im Klosterbereich verheerende Zerstörungen an. Bald danach wurde der Nordflügel des Klosters als Fürstenhaus wieder aufgebaut, doch ein weiterer Stadtbrand im Jahre 1731 zerstörte die Gebäude des ehemaligen Franziskanerklosters vollständig. Die Gebäude des Amtsgerichtes und des Finanzamtes wurden auf den Grundmauern des Klosters errichtet.